Zu den aktuellen Entwicklungen auf den ehemaligen Universitätsarealen und dem Wohnungsmarkt im studentisch geprägten Stadtteil Bockenheim erklärt die Juso-Hochschulgruppe:
Spätestens seit der vergangenen Woche ist klargeworden, dass der „One Forty West“ getaufte Ersatz des AfE-Turms keinen Wohnraum für Student*innen bieten wird. Auch für die Kultur wird auf dem ersten Neubau des Kulturcampus kein Raum geschaffen werden. So belegen die neuesten Erkenntnisse zum Bauvorhaben, dass es sich beim wohlklingenden Projektnamen „Kulturcampus“ für die Bauherren*damen nie um mehr als eine Nebelkerze handelte, hinter der die Investor*innen mit ihrer schleierhaften Vermarktung immer schon ihr ungebremstes Profitstreben verkappen wollten. Dafür wird dort neben einer Hundewaschstation im Erdgeschoss Platz für die private Weinsammlung im Keller des*der Frankfurter*in von Welt fernab von sozialen Realitäten geboten.
Besuch der zukünftigen Anwohner*innen des AfE-Grundstückes ist im neuen Turm ebenfalls angesiedelten Vier-Sterne-Hotel willkommen. So endet das studentische Erbe des AfE-Geländes endgültig durch die Umsetzung des AfE-Turm-Ersatzes. Ein weiteres erschreckendes Beispiel der Kommerzialisierung von ehemals universitären Grundstücken bietet das zum Wohnhaus umgebaute Philosophicum – heute auch unter dem Markennamen „The Flag“ propagiert. Die hierbei neugeschaffenen Luxuswohnungen im Kleinstformat werden als sogenannte „Mikro-Appartements“ zur Miete auf den Wohnungsmarkt geworfen.
Es ist nicht erkennbar, wie studentische Wohnungsbauprojekte ernst zu nehmen sein sollen, wenn selbst der studentisch geprägte Stadtteil Bockenheim immer mehr durch Luxusbauten und Sanierungen „veredelt“ und dadurch unerschwinglich für Student*innen wird. Auf ehemaligen öffentlich-universitären Geländen ist diese Entwicklung besonders zynisch und untragbar. Sowohl die Stadt als auch das Student*innenwerk stehen hier nun in der Pflicht gerade unter dem Eindruck der neuerlichen Entwicklungen auf den ehemaligen Universitätsarealen und der gewissenlosen Ausgrenzung von Student*innen in der baulichen Gestaltung dieser Grundstücke zu reagieren.
Es ist Zeit, dass die neue Römerkoalition das erbärmliche städteplanerische Erbe der grünbürgerlichen Vorgänger*innenkoalition überwindet und den vielen Versprechungen und Ankündigungen von studentischen Wohnraum endlich Taten folgen lässt, statt weiter die grünbürgerliche Politik der Lippenbekenntnisse zu betreiben. Ebenfalls muss das bürgerliche Westend mit dem IG-Farben-Campus studentischer und nicht umgekehrt das studentisch geprägte Bockenheim gentrifizierter werden. Hier besteht weiterer politischer Handlungsbedarf. So muss die Losung „Stadt für alle“ statt „Wohnraum so teuer wie möglich“ heißen.
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